„es ist immer gut, so wie es ist.“
Dies war das Fazit der Person, die ich an diesem Wochenende durch die wilde Bergwelt des Tessins begleiten durfte. Der Grund für ihre Anmeldung: Sich eine Auszeit gönnen von dieser aktuell herausfordernden Zeit. Zeit geniessen mit sich selber, in der unberührten Natur Kräfte tanken und die innere Freude nähren.
Am ersten Tag war „alles gut“, wir fuhren ins Tessin, stiegen hoch, richteten unser Nachtlager an einer klaren Bergquelle ein, genossen die goldene, wärmende Abendsonne und den stärkenden Quinoa-Gemüse-Eintopf vom kleinen Gaskocher. Und zogen uns bald in unsere kleinen Bivakzelte zurück, in Vorfreude auf einen tiefen Schlaf im warmen Schlafsack.
Der nächste Morgen begrüsste uns mit Nieselregen und dichtem Nebel 😶
Was erst zu einem düsteren Schlechtwettertag hoch oben in den Bergen zu werden drohte, verwandelte sich im Laufe des Tages in eine tiefe, wertvolle Erfahrung von Einfachheit, Stille und Einsicht.
Es brauchte nur einen kleinen Perspektivenwechsel.
Um unsere Aufmerksamkeit vom Mangelgefühl der fehlenden Sonne auf das Gefühl des Staunens und der Wertschätzung gegenüber dieser mystischen Landschaft aus Wasser und Fels zu lenken. Um den Fokus vom Ärger der kalten Füssen weg zu lenken, hin zu dieser tiefen, unbeschreiblichen magischen Stille.
Ein kleines Stück Ewigkeit – in einem einzigen Augenblick erfassbar.
Seit Millionen von Jahren sind sie schon hier, diese Felsen. Sind Zeuge von Jahrtausenden von Menschen – und anderen Wesen – die hier vorbeigezogen sind, mit ihren Sorgen & Ängsten, ihren Herausforderungen, Hoffnungen und Freuden. Die Steine in ihrer Solidität lehren uns, wenn wir tief und achtsam hinhören, von Urvertrauen, Zuversicht, und dem Wissen, dass alles gut ist, wie es ist.
Und von der Erfahrung, dass alles Schwierige, alle Herausforderungen sich im Angesicht dieser Ewigkeit auflösen und wir ankommen in der vollen Präsenz des einen Augenblicks.
Ja, es ist immer gut, so wie es ist 🌸
Auch wenn die beschränkte Perspektive unseres Verstandes dies im Moment manchmal nicht sieht, und noch weniger versteht. Aus einer umfassenden, grösseren Perspektive macht alles am Ende Sinn. So hat uns auch dieser Nebeltag, in seiner Kälte, Nässe und Ungemütlichkeit, so wertvolle Erfahrungen und Erkenntnisse ermöglicht, die an einem strahlenden Sonnentag gar nicht hätten zu Tage treten können.
Und so wurden die wärmenden Morgensonnenstrahlen am nächsten Morgen zu einem noch grösseren, tieferen und unbeschreiblich wertvollen Geschenk.
Wenn wir diese Erkenntnis auf eine grössere Ebene “aufzoomen”, dann liegt hier eine grosse Hoffnung. Im kleineren – jede Begegnung, jede Erfahrung – aber auch im grösseren – die aktuelle globale Situation (zugegeben, ein etwas schwierigerer Brocken). Eine Zuversicht, ein tiefes Vertrauen, dass die herausfordernden Umstände, in der wir uns als Menschheit befinden, letztlich auch ihren tieferen Sinn haben werden.
Zentral ist aus meiner Erfahrung das Eine: Die Positivität.
Die innere Kunst, immer wieder von Neuem aus dem Nebel heraus das Schöne, das Wertvolle, das Lebenswerte, das Wahre zu erkennen. Den Fokus auf den Moment richten und darauf, was JETZT gerade da ist. Wofür es sich JETZT gerade lohnt, dankbar zu sein. Und dies liegt manchmal in den kleinsten Regungen im Innern. Leise, nur dann wahrnehmbar, wenn wir still werden. Innehalten. Tief durchatmen. Präsent sind. Und Annehmen. Das das was ist, seinen Sinn haben wird.
